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Der OpenVMS-Fachberater: FTP und Turnschuhnetz sind nicht alle Optionen | Der OpenVMS-Fachberater - 10-Jul-2005 00:00 UTC | vom OpenVMS-Fachberater Bob Gezelter
Das Übertragen von Dateien von einem System auf ein anderes ist eine Routine-Übung. In manchen Fällen findet die Übertragung nur einmal statt, z.B. bei einer Migration auf ein neues System. In anderen Fällen ist der Transfer Teil eines laufenden Prozesses und wird wiederholt stattfinden. Ich habe Klienten, bei denen Datei-Transfers Teil von täglichen oder gar stündlichen Betriebsprozeduren sind.
Ob nun der Datei-Transfer eine einmalige Angelegenheit oder Teil eines laufenden produktiven Einsatzes ist, es gibt eine Reihe technologischer Alternativen, wenn es um das Wie geht.
Im Fall von Migrationen haben OpenVMS-Systemmanager Zugriff auf die einzigartigen Fähigkeiten von OpenVMS-Clustern, um eine Datenmigration von alten Systemen und Datenspeichern auf neue zu bewerkstelligen. Eine Anbindung der neuen Systeme/Datenspeicher an ein bestehendes OpenVMS-Cluster erlaubt das Kopieren der Daten auf die neuen Speichergeräte. Die alte Hardware kann dann nach Belieben abgeschaltet werden, ohne den Produktionsbetrieb zu stören. Platten-Migration wird das Thema einer weiteren Kolumne des OpenVMS-Fachberaters sein.
Die Verwendung von physischen Medien wie DLT (Digital Linear Tape), CD-ROM oder DVD hat das Potential für erschütternde Bandbreiten. Wie einer meiner Professoren an der Hochschule zu sagen pflegte: "Man sollte nie die Bandbreite eines Bernardiners mit einem Fäßchen CD-ROMs unterschätzen". Die mögliche Bandbreite von physischen Medien hat sich in der Vergangenheit nur durch erhöhte Aufzeichnungs- und Pack-Dichten vergrößert.
Die Bequemlichkeit eines Datentransfers über ein Hochgeschwindigkeits-Netzwerk ist oft eine attraktive Option. Das Dateitranfer-Protokoll FTP der Internet-Protokoll-Suite kommt einem sofort in den Sinn. Allerdings ist FTP bestimmt nicht die einzige und oft auch nicht die beste Alternative.
Es gibt viele Gründe, den FTP-Zugriff auf ein System zu beschränken, wobei Sicherheit oft eine der Sorgen ist. Das Einrichten von FTP erfordert Änderungen in der System- und Netzwerk-Konfiguration. Der Gebrauch von FTP kann auch Anforderungen an die bereitgestellten Speichermedien sowohl auf der Sende- als auch auf der Empfangs-Seite mit sich bringen. Darüber hinaus ist FTP nicht die zwangsläufige Wahl. Dieser Artikel wird zwei Optionen präsentieren, die oft übersehen werden, wenn es um Datentransfer zwischen zwei OpenVMS-Systemen geht: C-Kermit und DECnet.
C-Kermit, das vom Kermit Project an der Columbia-Universität unter der Leitung von Frank da Cruz entwickelt und gepflegt wird, ist ein unschätzbares Werkzeug beim Übertragen von Daten zwischen Systemen. C-Kermit kann jede Kommunikationsverbindung nutzen, die einem bidirektionalen Kanal ähnelt, sei es eine direkte Verbindung, ein Modem oder ein Netzwerk-Link. Im Fall von OpenVMS kann als Netzwerkverbindung Telnet dienen, eine DECnet Remote-Terminal-Verbindung, oder - womit der Autor experimentiert hat - LAT (was in jenem Fall die einzig mögliche Verbindung auf einem ansonsten ungenutzten Ethernet-Netzwerk war). C-Kermit kann auch eingesetzt werden, wenn es um einen Datei-Transfer zwischen einem OpenVMS-System und einem völlig anderen Betriebssystem geht. C-Kermit ist vollständig skriptbar und arbeitet hocheffizient über eine breite Palette von Verbindungstypen und -geschwindigkeiten, von asynchronen Wählleitungen mit 110 bps bis zu Breitband-LANs mit Geschwindigkeiten jenseits der 100Mbps.
Am Wichtigsten vom Sicherheitsstandpunkt aus ist, dass C-Kermit nicht mehr als eine simple Terminal-Verbindung benötigt. Damit entfallen komplizierte Firewall-Regeln. Ein einfaches Gateway, dass Telnet- oder SSH-Verbindungen erlaubt, genügt. C-Kermit kann eine SSH-Verbindung zu einem OpenVMS-System nutzen (derzeit werden ausgehende SSH-Verbindungen nicht unterstützt).
Außerdem erfordert C-Kermit keine Privilegien außer der Fähigkeit, sich am entfernten System anzumelden und ein einfaches, nicht privilegiertes Benutzerprogramm zu starten. Kurz gesagt ist C-Kermit für Situationen geeignet, in denen andere Netzwerk-Verbindungen (z.B. FTP) nicht machbar oder ungeeignet sind. Es ist ein Leichtes, Benutzerkonten einzurichten, die mit C-Kermit sowohl eingehende als auch ausgehende Datei-Transfer-Anfragen auslösen oder empfangen.
Wie oben erwähnt, stellen OpenVMS-Cluster den Gipfel der Bequemlichkeit für Datei-Transfers dar. Manchmal jedoch ist es nicht praktikabel, das neue System in ein bestehendes OpenVMS-Cluster aufzunehmen.
Eine weitere, oft übersehene Möglichkeit sind die Datei-Transfer-Fähigkeiten von DECnet. Oft werden Datei-Transfers mit DECnet DAP (Data Access Protocol) lediglich als gleichwertige Funktion zum FTP des TCP/IP-Protokollstacks angesehen. Nichts könnte entfernter von der Wahrheit sein. DECnets DAP hat viele Features, die FTP nicht bietet, besonders seine Möglichkeiten beim Zugriff auf entfernte Dateien. Der DECnet-DAP-Client als integraler Bestandteil von OpenVMS RMS (Record Management Services) erlaubt Werkzeugen und benutzer-geschriebenen Programmen direkten Zugriff auf Dateien, die sich auf einem entfernten, per DECnet erreichbaren OpenVMS-System befinden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die entfernte Datei ein einfaches, sequentielles BACKUP-Saveset ist oder eine indexsequentielle Datei, die über Datensätze angesprochen wird.
Bei einem Klienten musste ich Daten von einem existierenden OpenVMS-Cluster auf neue, bessere Hardware migrieren, und darüber hinaus auf ein komplett restrukturiertes Sicherheitsschema. Das neue OpenVMS-Cluster mit dem alten zu verbinden, war aus verschiedenen, sowohl technishen wie auch politischen Gründen nicht machbar. Aber mit DECnets entferntem Datei-Zugriff war es mir möglich, ein BACKUP-Saveset der Datenplatten des alten OpenVMS-Clusters direkt auf einer Temporärplatte des neuen OpenVMS-Clusters abzulegen, und von dort im Zeitraum von etwa einer Stunde die Dateien auf die neuen, SAN-basierten Platten zu restaurieren. Mit einem dedizierten 100Mbps-LAN kann DECnet theoretisch eine Transferrate von nahezu 45 GB pro Stunde erreichen.
Zusammengefasst gibt es mehr Optionen für den Datentransfer zwischen Systemen als nur FTP oder das Turnschuhnetz. Jeder technische Ansatz hat seine Stärken. IT-Experten mit Köpfchen wägen die Stärken und Schwächen jeder Technologie ab, bevor sie diejenige auswählen, welche die sauberste und effizienteste Lösung darstellt.
Der OpenVMS-Fachberater begrüßt Leserkorrespondenz zu OpenVMS und verwandten Technologien. Bitte senden Sie Ihre Fragen per Email an den OpenVMS-Fachberater.
Über den Autor:
Robert Gezelter, CDP, CSA, CSE, Software Consultant, Gastredner und Schulungsleiter hat mehr als 25 Jahre internationaler Consulting-Erfahrung im privaten und öffentlichen Sektor. Mr. Gezelter ist ein st regelmäßiger Gastredner auf technischen Konferenzen weltweit, z.B. dem HP Technology Forum und HPWORLD. 2004 hat die IEEE Computer Society Mr. Gezelter in ihr Distinguished Visitors Program berufen, das Redner auf Veranstaltungen von IEEE-Verbänden in ganz Nordamerika vermittelt.
Die Tätigkeit seiner Firma betont detaillierte technische Expertise in den Bereichen Computer-Architekturen, Betriebssysteme, Netzwerke, Sicherheit, APIs und verwandte Themen. Mr. Gezelter hat mit OpenVMS seit der ersten Release von VAX/VMS 1978 gearbeitet.
Seine Kundenstamm umfasst sowohl kleinere Firmen wie auch Firmen in den Fortune 10, lokal, national und international, mit Arbeitsbereichen, die von individuellen Telefon-Fragen bis zu größeren Projekten reichen.
Im Web ist er unter http://www.rlgsc.com zu erreichen.
Original auf www.openvms.org
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